Camilo José Cela: Autorenhaus
Palma

Papeles de Son Armadans wurde im Haus des Schriftstellers im Stadtteil El Terreno in Palma geschrieben.

Von seiner Terrasse aus kann der Herausgeber der neuen Zeitschrift die luftig ausgewogene Silhouette des zahmen Schlosses Bellver hoch über dem Pinienwald sehen, den Krieger, der niemals in den Krieg zog, in dessen Gemäuer die Morgensonne eindeutige Muster malt. Die Pinien des Bellver, grün, weißgrün, grünschwarz und blau, kennen nicht den beißenden Geruch des Schießpulvers – gelobt seien die Pinien von Bellver! -, wohl aber kennen sie – scher dich von dannen Satan! – das bittere, schwefelige Aroma, das den Castellano Malo und seine windige Gehilfin Na Joana, die Hexe, einhüllte, dämonische und böse Geister, die das tugendhafte Schwert des Ritters und ergebenen Paladins von Las Tres Cruces Negras in die Flucht schlug. Welch’ wunderbare Legende!

Der Herausgeber der künftigen Zeitschrift sieht sich beim Frühstück als Chronist dieser erhebenden Landschaft, als Reisender auf kaum erkennbaren Wegen. Glücklicher Landstreicher, der liebenswerte Landschaften, liebenswerte Geschichten und liebenswerte Horizonte sammelt.

“Algunas inevitables palabras (Con motivo del nacimiento de la revista)”

Papeles de Son Armadans, 1, (abril de 1956)

Übersetzt von Charlotte Frei.

Camilo José Cela Trulock

(Iria Flavia, A Coruña, 1916 – Madrid, 2002). In einer wohlhabenden Familie in Galicien geboren - mit galicischem Vater und britischer Mutter – gehört Camilo José Cela zu den großen Namen der spanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Sein Werk wurde 1989 mit der größtmöglichen Auszeichnung – dem Nobelpreis für Literatur – geehrt. Seine ersten Romane La familia de Pascual Duarte (Pascual Duartes Familie, 1942) und La colmena (Der Bienenkorb, 1951), sind ein bitteres Portrait der Diktatur nach dem Spanischen Bürgerkrieg in Madrid. 1954 ließ er sich auf Mallorca nieder und gründete die Zeitschrift «Papeles de Son Armadans», zusammen mit Caballero Bonald, Baltasar Porcel und anderen. Er war ein höchst produktiver Autor mit einem Stil, der der Zeit, in der er lebte angepasst war. Sein Gesamtwerk ist wegen der Expressivität seiner Erzählungen hervorzuheben, mit leicht preziösem Einschlag in seinem Ausdruck. Der Roman San Camilo, 1936 (1969) spiegelt seine Erfahrungen in Madrid während des Krieges wieder, bis es ihm gelang, sich auf die von den Faschisten eingenommenen Zone durchzuschlagen. Seine Reiseberichte bilden einen weiteren Höhepunkt seines Werks, mit Titeln wie Viaje a la Alcarria (1948) oder Del Miño al Bidasoa (1953). 1957 wurde er in die Königliche Akademie der Spanischen Sprache aufgenommen und 1995 erhielt er den Premio Cervantes, die höchste Auszeichnung für spanische Literatur.

Auf Mallorca schuf Cela ein wichtiges Netzwerk von Autoren, die mit der internationalen Avantgarde in Kontakt standen. 1959 lud er auf der Halbinsel Formentor zu den Literaturtagen "Conversaciones poéticas" ein und organisierte das Internationale Kolloquium für Romanautoren unter der Teilnahme von so bekannten Schriftstellern wie Italo Calvino, Marguerite Duras, Vicente Aleixandre und Gil de Biedma.

Die Redaktion der Zeitschrift Papeles de Son Armadans wurde im Wohnsitz des Autoren im Stadtviertel El Terreno eingerichtet. Es handelte sich um eine monatliche erscheinende Zeitschrift, die in kulturellen und literarischen Kreisen hoch angesehen war und neue ästhetische und literarische Einflüsse brachte.

El Terreno

Das Stadtviertel El Terreno liegt in einer Gegend, die im Mittelalter zum Schloss Bellver gehörte. Heute liegt das Viertel am westlichen Rand des Schlossgebietes. Die Gebäude haben nach und nach ihre ursprüngliche Form verändert. Im 18. Jahrhundert besaß dort der Kardinal Despuig das Landgut El Terreno, von dem das Viertel den Namen erhielt. Der Verkauf von Bauernhöfen und die Aufteilung der Ländereien führten zur Besiedlung sowie zum Bau neuer Straßen und haben allmählich das Wohngebiet ausgebildet, das seit  Mitte des 19. Jahrhunderts dort steht. Das Viertel El Terreno wurde zum Wohnort für Künstler und Schriftsteller und damit zu einem wichtigen Zentrum der mallorquinischen Kunstszene.

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