Maria Antònia Salvà: S'Allapassa
Llucmajor

Eines der herausragendsten Gedichtbücher im Werk von Maria Antònia Salvà ist Espigues en flor, geschrieben aus ihrem kleinen Königreich Allapassa.

Sei gegrüßt, oh Land, oh Name von S’Allapassa,

lieblicher Ort, wo unser Volk Zuflucht findet,

seit fünf Jahrhundertwenden.

Mein Lied will heute die Erde deines Ackerlandes segnen,

das der Pflug der Nachkommen gepflügt hat,

denen Gott die Ruhe bewahren möge.

[...]

Hier sieht sich der Verstand nicht umschmeichelt,

noch erhoben die Gedanken, indes ist man umgeben

vom Frieden einer liebenswürdigen Nüchternheit.

Die Lieder hier sind einfach, wie von einer Lerche,

die Luft duftet in der Nacht

nach Rosmarin und Thymian.

Der Sommer bringt das Korn und Früchte,

an Weihnachten klingen die Glocken der Schafe,

an Ostern blüht auf den Wiesen der Affodill.

Süß und blond ist der Honig deiner Bienen

und gefällig das Lied des Triels

nachts unter dem Dach der Sterne.

Wie weit ist die Welt!

Man sieht kein Ende...

Kermeseichen, steiniges Gelände... kurzgefressene Eichen,

wo es Hasen und Kaninchen gibt.

Dort sieht man weder Hügel noch Haus.

Kiefernhaine, Pächterhütten,

die von der lebendigen Glut der Sonne verbrannt werden...

"Poema de l'Allapassa" Espigues en flor, 1926

Übersetzt von Charlote Frei. Durchgeführt von Laia Martinez Lopez.

Maria Antònia Salvà

(Palma, 1869 – Llucmajor, 1958). Poetin und Übersetzerin. Sie verbrachte lange Aufenthalte am Familiengut von Allapassa, an der Küste von Llucmajor. Costa i Llobera ermunterte sie ihre Gedichte zu publizieren. Als sie 1904 Miquel Ferrà kennenlernte, kam sie aus ihrer Isolierung und trat in Verbindung zu Carner, Guerau de Liost und anderen Schriftstellern. 1926 veröffentlichte sie Espigues en flor, die erweiterte Ausgabe des Gedichtbandes von 1910, und es folgten weitere Bände: El retorn (1934), Llepolies i joguines (1946), Cel d'horabaixa und Lluneta de pagès, die zusammen mit den Memoiren Entre el record i l'enyorança als Gesamtwerk herausgegeben wurden. Ihr bis 1998 unveröffentlichtes Buch Viatge a Orient ist das erste von einer katalanischen Autorin geschriebene Reisebuch. Auch ihre Tätigkeit als Übersetzerin ist bemerkenswert. Salvàs Poesie wird vom Wunsch geprägt, zugleich eine gebildete – Verdaguer, Costa - und volkstümliche Tradition – die der mallorquinischen Glossen - zu verfolgen und beschäftigt sich mit Alltagsleben und Landschaft als Hauptthemen, ohne dabei auf die Religion zu vergessen. Das Werk von Maria Antònia Salvà war lange von Vergessen und Klischees behaftet, erfuhr jedoch in letzter Zeit eine verdiente Aufwertung.

Mitten in der riesigen Bucht von Lluchmajor, die einst vor den Angriffen der Piraten auf der Hut sein musste und der Sonne und Dürre ausgesetzt ist, taucht Allapassa auf, ein Rückzugsort für die Menschen, die in der Art des "Noucentisme" die Landschaft ordnen, um sie optimal nutzen zu können.

 

Capocorb

Das Gemeindegebiet von Llucmajor ist flächenmäßig das größte der Insel Mallorca. Hier treffen wir auf Landgüter von großen Ausmaßen, vor allem direkt an der Küste. Diese Landgüter tragen Namen, die in der Vergangenheit große Bedeutung hatten: Gomera, Tolleric, Capocorb oder Cugulutx.

Capocorb ist eine der best erhaltenen prähistorischen Siedlungen, die man besuchen kann. Das Institut d'Estudis Catalans unterstützte die Ausgrabungen zwischen den Jahren 1910 und 1920 unter der Leitung des Archäologen Josep Colominas. Ganz in der Nähe finden wir das Haus S'Allapassa, das Wohnhaus der Schriftstellerin Maria Antònia Salvà und typisches Beispiel für die Gutshäuser mit großen Ländereien, deren Äcker einen schönen Kontrast zur Küste darstellen. Die Eigentümer hielten sich auf diesen Landgütern oft lange Monate oder sogar das ganze Jahr über auf. Das Leben war in einer patriarchalen Ständegesellschaft organisiert, in der die Stellung stark vom Berufsstand abhing. Das Jahr war vom Jahreszeitenrhythmus der Agrarproduktion geprägt und die Besuche in der Stadt waren auf wenige Ausnahmen reduziert. Das Leben spielte sich zwischen Kiefernwäldern, wilden Oliven und Gestrüpp ab zwischen Schafherden, Pferden  und Schweinen.

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